Pest oder Cholera?
»Wie verlockend!«, denkt sich Tamara zynisch.
2.48 Uhr zeigt der Wecker, als sie sich zum gefühlt 83. Mal in dieser Nacht schlaflos von einer Seite auf die nächste wälzt.
Wie so oft in den letzten Monaten kreist ihr Kopf unaufhörlich um das immer gleiche Thema: ihre Ehe.
Na ja, eigentlich ist es eher das Ende ihrer Ehe, über das sie nachdenkt.
Denn nach unzähligen Verletzungen, Vertrauensbrüchen und Enttäuschungen kann sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, jemals wieder glücklich mit Frank zu werden.
So vieles hat Tamara schon versucht:
Stundenlange Gespräche.
Pro- und Contralisten.
Zwei Paar-Therapien.
Nichts hat auf Dauer geholfen.
Als Frank letzte Woche auf Geschäftsreise war, genoss Tamara ihre Freiheit und Ruhe.
»Das könnte ich doch immer haben!?«
Sie schmiedet Pläne: eine eigene kleine Wohnung. Vielleicht sogar in einer anderen Stadt? Endlich tun und lassen, was sie will!
Doch sobald sie sich sicher ist, dass eine Trennung das Beste wäre, tauchen diese bohrenden Fragen auf:
Was, wenn sich Familie und Freunde von ihr abwenden?
Wenn ihr die Kinder Vorwürfe machen oder – noch schlimmer – still vor sich hin leiden?
Wenn sie Monate später merkt, dass Frank doch nicht so ein übler Kerl ist?
Wenn sie für immer allein bleibt?
Wenn sie das Ganze finanziell nicht gestemmt bekommt?
Was, wenn Tamara den Schritt irgendwann bereut?
Und plötzlich – der Wecker steht auf 3.46 Uhr – erscheint ihr dieser Weg so steinig und dornig, dass sie beschließt, doch lieber da zu bleiben, wo sie ist.
Frustriert döst sie ein ...
Pest oder Cholera – so läuft das seit Monaten.
Wenn es dir gerade wie Tamara geht, dann kennst du dieses Gefühl der Ohnmacht, des Nicht-vor-und-nicht-zurück-Kommens, der Zerrissenheit und der Verzweiflung und die Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen.
Was das letzte Durchringen zu einer Trennung so herausfordernd macht, ist die drohende Endgültigkeit: eine verlässliche Rückgängig-Taste gibt es nicht.
Der Gedanke, dass es kein Zurück gibt, mahnt mit erhobenem Zeigefinger: »Was, wenn du später merkst, dass es ein Fehler war? Dass du doch hättest bleiben sollen!?«
Gleichzeitig gibt es da diese andere innere Stimme, die dir zuflüstert: »Wie viel Zeit willst du noch mit einer kaputten Beziehung verplempern!?«
💡Übrigens: Falls du deine inneren Stimmen besser verstehen und sie in Balance bringen willst, dann schnapp dir die 60-Minuten-Entscheidungshilfe – u.a. mit einem Test, nicht alltäglichen Reflexionsfragen, garantierten Aha-Momenten und 5 magischen Techniken für bessere Entscheidungen: ➡️Zur 60-Minuten-Entscheidungshilfe bei der Frage 'Trennung ja oder nein?'
Fragt sich also:
Trennung!? Wie überwindest du die Angst vor einer falschen Entscheidung?
Dazu gebe ich dir im Folgenden 9 Tipps an die Hand, wie du das ewige Kopfkarussell stoppst und mehr Sicherheit gewinnst:
1. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Frage dich, ob es wirklich nur die zwei Optionen gibt!
Wenn du schon lange an der Frage 'Trennung ja oder nein?' herumkaust, ohne zu einem Ergebnis zu kommen und entsprechend zu handeln, dann könnte es an der Zeit für einen Blick über den Tellerrand bzw. die Suche nach Alternativen sein, die bisher nicht in deinem Orbit auftauchen.
Vielleicht wendest du jetzt ein: »Aber es gibt doch nun mal nur diese zwei Optionen, Sandra: entweder ich gehe, oder ich bleibe!«
Das stimmt.
Und auch wieder nicht.
Denn denk doch mal an all die Geschichten, die in Romanen, Theaterstücken oder Filmen erzählt werden; wie viele Wendungen diese oft nehmen.
Apropos: Dazu gibt's eine passende Coaching-Technik:
Stell dir einen Drehbuchautor vor, und die / der Held/in seiner neuesten Story bist du.
Gerade beschreibt der Autor die aktuelle Lebenssituation seiner Hauptfigur, die 1:1 deiner eigenen entspricht, und überlegt, wie es nun weitergehen könnte.
Der Autor lässt seiner Fantasie freien Lauf, und es kommen ihm mindestens drei Varianten dazu in den Sinn.
Vielleicht sucht sich sein/e Held/in eine eigene Wohnung, um erst mal räumlichen Abstand zu gewinnen.
Oder das Paar wandert aus, um sich gemeinsam neu auszurichten, oder – eine Nummer kleiner – macht eine (neue) Paartherapie.
Womöglich lässt sich die / der Held/in Tarotkarten legen (kannst du dich an Whoopi Goldberg in 'Nachricht von Sam' erinnern? :-). Oder sie / er schlägt ihrem / seinem Partner/in eine offene Beziehung vor, wechselt (erst mal) den Job, der sie / ihn schon seit Jahren überlastet und zusätzlich dünnhäutig macht, oder, oder, oder.
Lass deiner Kreativität freien Lauf, und bewerte die unterschiedlichen Szenen vorerst nicht – Rumspinnen erlaubt! Es geht vor allem um die Erkenntnis, dass es sehr wahrscheinlich auch in deiner Situation mehr als die zwei Optionen 'Gehen oder Bleiben' gibt.
So wie kein Drehbuchautor schon beim ersten Wort, das er zu Papier bringt, wissen muss, wie die Geschichte ausgeht, bist auch du nicht gezwungen, exakt hier und heute eine endgültige Entscheidung zu fällen.
Es reicht völlig aus, das nächste Kapitel, den nächsten Absatz oder auch nur den nächsten Satz zu formulieren, was uns direkt zum nächsten Tipp bringt.
2. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Nutze die Salamitechnik!
Oft stecken wir in einer Entscheidungsfindung fest, weil wir nur die (vermeintlichen) Endergebnisse der zur Wahl stehenden Optionen sehen; und die können uns wie riesige, schwarze Berge vorkommen, die sich vor uns auftürmen:
In der Beziehung bleiben?
So viele Themen, Konflikte, die geklärt werden müssten, damit man sich wieder wohlfühlen könnte ... Wie soll man da jemals hinkommen!?
Und eine Trennung?
So viel Veränderung, Tränen, vielleicht sogar ein Rosenkrieg ... Hält man das aus?
Diese Masse an Aufgaben und Herausforderungen, die im Falle eines klaren Entschlusses auf dich zukommen würden, scheint unüberwindbar zu sein. Du denkst: »Das schaffe ich nie!«
Dieser Schockstarre entkommst du am schnellsten, indem du deinen Fokus verkleinerst: nimm statt den ganzen Berg nur den ersten Steinbrocken in Augenschein!
Vertraue auf die Macht der kleinen Schritte, so wie es Straßenkehrer Beppo aus Michael Endes 'Momo' tut:
'Wenn Beppo so die Straßen kehrte, tat er es langsam, aber stetig: Bei jedem Schritt einen Atemzug und bei jedem Atemzug einen Besenstrich. Dazwischen blieb er manchmal ein Weilchen stehen und blickte nachdenklich vor sich hin. Und dann ging es wieder weiter: Schritt – Atemzug – Besenstrich. [...] »Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, Momo, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.«'
Überlege dir, welche eine Sache (Salamischeibe) du kurzfristig verändern oder angehen könntest, mit der du dich ein erstes Stückchen aus deiner Lähmung der Nicht-Entscheidung befreist?
Gibt es z.B. jemanden, den du um Rat fragen könntest?
Könnte die Arbeit mit einem Coach oder Therapeuten sinnvoll sein?
Kannst du ein dir wichtiges Thema noch mal auf andere Art und Weise bei deiner/m Partner/in ansprechen?
Darfst du dir erst einmal klarer darüber werden, was Du eigentlich willst?
Brauchst du eine Auszeit, um zur Ruhe zu kommen und dich zu ordnen?
Frag dich also: »Was könnte mein nächster Besenstrich sein?«
3. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Denke und bleibe realistisch!
Bei den meisten Menschen, die Sorge haben, ihre Entscheidung zwischen 'Trennung ja oder nein?' irgendwann zu bereuen, befeuert eher die Option 'Gehen' diese Angst.
Dafür gibt es zwei Gründe:
Wenn du gehst, ist es wahrscheinlicher, dass diese Entscheidung endgültig ist, es also kein Zurück mehr gibt. Wenn du bleibst, ist das anders: schließlich kannst du deine/n Partner/in theoretisch jeden Tag verlassen.
Wie sich das Bleiben anfühlt, weißt du schon, denn du lebst ja schon eine Weile in dieser Beziehung. Wie sich dein Leben nach einer Trennung entwickeln würde, ist ungewiss – das verunsichert.
Kommt dir das bekannt vor: Sobald du kurz davorstehst, dich wirklich zu trennen, kommen dir Erinnerungen an bessere Zeiten in den Sinn oder / und du stellst dir vor, wie es wäre, wenn sich die Dinge zwischen dir und deiner/m Partner/in entspannen würden.
Vielleicht ist es sogar so, dass du dich schon mal getrennt hast, und kurze Zeit später hast du den anderen vermisst und dir vorgestellt, wie Ihr euch wieder verliebt anlächelt, blind versteht und die Nähe genießt.
Hier spielt uns unser Gehirn leider oft einen Streich und verzerrt die Vergangenheit bzw. löscht negative Erlebnisse. In Folge dessen sehnen wir uns den – plötzlich wieder nahezu perfekt anmutenden – Menschen zurück an unserer Seite.
Diesen Hirngespinsten schlägst du ein Schnippchen, indem du alle Situationen und Dinge aufschreibst, die dich während Eurer gemeinsamen Zeit genervt, enttäuscht und verletzt haben und aufgrund derer du gehen möchtest.
Denn machen wir uns nix vor: Veränderung ist kein Kindergeburtstag – Stichwort 'Diät' oder 'Silvestervorsatz' ...
Menschen können sich ändern, ja. Aber sie werden niemand komplett Anderes. Sie drehen sich nicht um 180°. Vielleicht um 10.
Auch was die Streitthemen zwischen dir und deiner/m Partner/in angeht, ist das Veränderungs- bzw. Lösungspotenzial beschränkt: Wissenschaftliche Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass knapp 70 % aller Beziehungskonflikte unlösbar sind.
Mach dir diese Tatsachen bewusst, und frag dich ehrlich, ob dir eine 10°-Änderung und eine 30%ige Problemlösungsquote reichen würden, um dich in deiner Partnerschaft (wieder) wohlzufühlen, und vergiss dabei Folgendes nicht:
Jede Änderung – sei sie noch so klein – setzt den Willen beider Beteiligter voraus! Frage dich ernsthaft, wie es bei deiner/m Partner/in um diese Bereitschaft gestellt ist, oder noch besser: sprich sie / ihn direkt darauf an, was uns direkt zum nächsten Punkt führt.
4. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Schöpfe erst alle Möglichkeiten aus!
Wenn es um Trennungsgedanken geht, höre ich oft die Frage: »Sandra, hab ich wirklich alles versucht?«
Das ist ein wichtiger Gedanke, allerdings: solange sich zwischen euch nichts ändert, bringt es auch nichts, sich immer noch eine Frist zu setzen, noch einen Urlaub oder das nächste Familienfest abzuwarten.
Das Gute daran ist: damit etwas in Bewegung kommt, braucht es nicht deine/n Partner/in!
Warum?
Es ist wie bei einem Mobile: Sobald du etwas veränderst, kann in eurem System nicht alles bleiben wie es ist.
Daher: Handle in deiner Beziehung so, wie du es in deiner besten Vision schon tust, und schau, was dadurch passiert!
Sei jeden Tag ein bisschen mehr die Person, die du sein möchtest.
Nutze alle Ressourcen, die dir dafür zur Verfügung stehen:
Verlasse deine Komfortzone!
Befreie dich von alten Denk- und entwickle alternative Verhaltensmuster!
Probiere was Neues in der Kommunikation!
Sag deiner/m Partner/in, was du willst und was nicht!
Vielleicht lässt sich dein/e Partner/in auf Entwicklung ein und geht gemeinsam mit dir voran. Reagiert sie / er auf jede Veränderung ablehnend, hab ich eine schlechte und eine gute Nachricht für dich:
Die schlechte: Wenn eure Beziehung als gemeinsames 'Projekt' keinerlei Entwicklungspotenzial hat, dann – sorry to say – wirst du nie glücklich in ihr werden!
Die gute: Diese Erkenntnis (auch wenn sie sich im ersten Moment nicht prickelnd anfühlt) ist eine wichtige Information, die für weniger 'Hab ich alles versucht?' im Kopf sorgt und damit deinen Entscheidungsprozess beschleunigt.
Apropos 'Information' – um die geht's auch beim nächsten Tipp.
5. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Hinterfrage die Ängste hinter deiner Angst!
Die Entscheidung für oder gegen eine Beziehung ist vollgepumpt mit Emotionen und Ängsten (deshalb liest du schließlich gerade diesen Text). Dennoch – oder gerade deswegen – empfehle ich dir, auch deinen Kopf mit einzuschalten:
Spüre deine Ängste so sachlich wie möglich auf, benenne sie, untersuche und überprüfe sie auf ihren Wahrheits- und Wahrscheinlichkeitsgehalt hin.
Gehe durch deine Ängste hindurch wie durch eine Wolke, statt vor ihnen zu erstarren wie vor einem Serienkiller.
Denn es ist so: nur mit einem befreiten Kopf und Herzen kannst du dich auch frei für oder gegen deine Beziehung entscheiden!
💡Übrigens: Wenn sich 'freier Kopf und freies Herz' gut für dich anhört, dann schnapp dir die 60-Minuten-Entscheidungshilfe – u.a. mit einem Test, nicht alltäglichen Reflexionsfragen, garantierten Aha-Momenten und 5 magischen Techniken für bessere Entscheidungen: ➡️Zur 60-Minuten-Entscheidungshilfe bei der Frage 'Trennung ja oder nein?'
Hier ein paar Beispiele von 'typischen' Ängsten, die mir in meinen Coachings begegnen, und wie du sie mit Hilfe der Vernunft einfängst:
»Vielleicht werde ich nach einer Trennung für immer allein bleiben!«
Wie viele Menschen kennst du, die nach einer Trennung mehr als fünf Jahre allein waren, obwohl sie gerne wieder jemanden an ihrer Seite gehabt hätten?
Und umgekehrt: wie viele Leute sind einige Zeit nach ihrer Trennung entweder zufrieden mit ihren Single-Dasein oder wieder in einer Partnerschaft?
»Ich verplempere wertvolle Jahre, wenn ich bleibe!«
Mach dir zum einen bewusst, dass du nicht im Gefängnis sitzt: Du kannst jederzeit gehen! Wenn du es nicht tust, scheint es für den Moment die bestmögliche Wahl zu sein, die du treffen kannst (sonst würdest du es anders machen).
Zum Zweiten verschwendest du keine Zeit, wenn du sie für Entwicklung nutzt: lerne dich besser kennen, reflektiere dich, dein Leben und deine Beziehungen, finde heraus, was Du wirklich willst, löse dich von alten destruktiven Denk- und Verhaltensmustern, festige neue usw. Du siehst: es gibt eine Menge, was du tun und lernen kannst – ob innerhalb oder außerhalb der Partnerschaft.
»Ich kriege das finanziell nicht hin!«
Hast du ein klares Bild von deiner finanziellen Situation? Wenn nicht: mach eine Aufstellung aller (potenziellen) Einnahmen und Ausgaben!
Weißt du, was dir nach einer Scheidung zustünde? Wenn nicht: erkundige dich unverbindlich bei einem Fachanwalt!
Bestände die Möglichkeit, dir einen (neuen) Job zu suchen? Vielleicht hast du sogar Lust darauf, beruflich oder / und örtlich noch mal neu durchzustarten!
»Sie / er wird bitter enttäuscht sein und es mir ein Leben lang vorwerfen, wenn ich gehe!«
Ja, das ist möglich. Doch auch wenn es sich hart anhört: das ist ihre / seine Baustelle, nicht deine.
Und wie rühmlich, fair und ehrlich ist es denn umgekehrt, bei jemandem zu bleiben, obwohl man lieber weg wäre?
Mal ehrlich: wärst du gerne mit jemandem zusammen, der nur aus Mitleid mit dir zusammenbleibt?!
»Die Kinder würden schrecklich leiden!«
Weißt du, womit man bei Kindern einen viel größeren Schaden anrichtet? Durchs Vorleben destruktiver und leidvoller Beziehungen!
Kinder wollen und brauchen glückliche Eltern – deren Beziehungsstatus ist dabei zweitrangig.
Dennoch wird der Nachwuchs oft als Grund genannt, in einer Partnerschaft zu bleiben. Das ist bis zu einem gewissen Punkt auch nachvollziehbar und richtig so – gerade dann sollten erst alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden (s. Punkt 4).
Doch die Entscheidung für oder gegen eine Beziehung von den Kindern abhängig zu machen, ist für alle Beteiligten ungesund.
Warum?
Stell dir mal vor, du würdest sehen, dass ein Paar unglücklich miteinander ist. Wärst du gerne der Grund dafür, dass sie zusammenbleiben?
Die Verantwortung, die hier – wenn auch gut gemeint – den Kindern übertragen wird, ist eine Last, die für kleine Schultern viel zu schwer ist.
Stelle dir daher zwei Fragen:
Wenn du bleibst, obwohl du unglücklich bist: Was lernen deine Tochter oder / und dein Sohn dadurch? Welche Schlüsse werden sie daraus für das eigene spätere Leben ziehen? Dass man aushalten muss? Opfer bringen? Die eigenen Bedürfnisse unterdrücken?
Wechsle die Perspektive, und frage dich, was du deinem Kind irgendwann einmal raten würdest, wenn es in der selben Lage wäre wie du jetzt.
Die Perspektive zu wechseln, ist generell eine gute Idee, womit wir beim nächsten Punkt wären.
6. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Wechsle die Perspektive!
Die Perspektive wechseln funktioniert nicht nur in Bezug auf die eigenen Kinder, sondern auf alle Menschen – ob du sie persönlich kennst oder nicht.
Dabei kannst Du auf zweierlei Art vorgehen:
Entweder fragst du dich, was du jemand anderem in deiner Situation raten würdest (z.B. deiner besten Freundin oder einem Arbeitskollegen), oder du überlegst, welchen Tipp dir wohl diese Freundin oder ein bestimmter Kollege geben würde, oder was dein weiser Opa, deine Lieblingslehrerin aus Klasse 8, Angela Merkel, Pippi Langstrumpf, Winnetou oder wer auch immer an deiner Stelle tun würde.
7. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Befreie dich von Schuldgefühlen!
Ich war fast 30 Jahre mit meinem Mann zusammen, und wir haben drei Kinder zusammen; natürlich war die Trennung keine Spazierfahrt.
Dennoch kam er innerhalb weniger Monate mit einer neuen Frau zusammen, und mittlerweile ist er wieder verheiratet.
Davon abgesehen, dass ich von diesem krassen Tempo überrumpelt war, hatte ich auch mit Schuldgefühlen zu kämpfen:
Warum klappt's jetzt mit dieser Frau und mit mir nicht?
Hatte ich einfach nur zu hohe Erwartungen gehabt?
Hab's ich vermasselt?
Bin ich zu dieses oder zu jenes?
Auf den Punkt gebracht: bin ich schuld?
Eine buddhistische Weisheit besagt: »Du kannst nicht in derselben Umgebung geheilt werden, in der du krank geworden bist.«
Auch deine Beziehung ist eine Umgebung. Eine Umgebung, in der eine Eigendynamik und ständige Wechselwirkung zwischen dir und deiner/m Partner/in besteht.
Manchmal gerät ein solches System unwiederbringlich in Schieflage bzw. ist irgendwann so negativ eingefahren, dass es nicht mehr möglich ist, innerhalb dessen etwas zu reparieren.
Was es dann braucht, ist ein Reset, einen kompletten Neustart, ein anderes System. Um im Computer-Sprech zu bleiben: es muss erst Windows neu installiert werden, damit auch Word und Excel wieder funktionieren.
Es könnte also sein, dass es zwischen deiner/m Partner/in und ihrem / seinem Nächsten besser klappt als zwischen euch, ja.
Es könnte aber auch umgekehrt laufen.
Oder ganz anders.
Und egal wie: es bedeutet weder, dass mit dir etwas nicht stimmt, noch, dass du dich noch mehr hättest anstrengen müssen.
8. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Mache die Liebe nicht zum Hauptargument!
»Womöglich merke ich im Nachhinein, dass ich sie / ihn doch noch liebe – und dann ist es zu spät!« höre ich manchmal.
Tja, was soll ich sagen!? Das kommt vor, ja.
Allerdings darfst du hier zum einen überprüfen, ob dir dein Gehirn einen romantischen Streich spielt (s. Punkt 3), und dir zum Anderen klar machen, dass dich die Frage »Liebst du sie / ihn noch?« im Entscheidungsprozess 'Gehen oder bleiben' nur sehr eingeschränkt weiterbringt, denn:
Liebe ist nicht das Entscheidende, wenn es darum geht, eine erfüllte Partnerschaft zu führen.
Warum?
Weil Liebe keine Probleme löst!
Du kannst deine/n Partner/in von der Sonne bis zum Mond und wieder zurück lieben: wenn ihr keinen Weg für ein harmonisches Miteinander findet, werdet ihr nie eine zufriedene Partnerschaft führen.
Ein kleines Beispiel: Nehmen wir an, Frank hatte eine Affäre. Seine Frau Tamara liebt ihn, doch auf was es ankommen wird, wenn die beiden wieder glücklich miteinander werden wollen, ist, ob Tamara Frank verzeihen, ihm wieder vertrauen und Nähe zulassen kann.
Doch auch im umgekehrten Fall – deine Zuneigung und die Anziehung haben nachgelassen, oder du fragst dich 'Liebe oder Gewohnheit?' – solltest du erst alle Möglichkeiten ausschöpfen und keine voreiligen Schlüsse ziehen (s. Punkt Nr. 4).
9. Tipp gegen die Angst vor einer falschen Entscheidung: Vertraue darauf, dass zusammenkommt, was zusammengehört (auch nach einer Trennung)!
Natürlich solltest du mit deiner/m Partner keine Spielchen spielen und dich nur trennen, wenn du auch wirklich davon überzeugt bist (oder mindestens zu 80%).
Dennoch darfst du dir Folgendes bewusst machen:
Wenn ihr wirklich zusammengehört oder noch nicht 'fertig' miteinander seid, weil es noch etwas von- oder miteinander zu lernen gibt, dann werdet ihr euch wieder finden – und sei es 20 Jahre später.
Öfter als du womöglich denkst kommen Ex-Paare nach einigen Monaten, manchmal sogar erst viele Jahre später, wieder zusammen.
Nichts muss für die Ewigkeit bestimmt sein – auch eine Trennung nicht!
Allerdings (machen wir uns nichts vor): Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus einer Wiedervereinigung eine dauerhaft erfüllte und zufriedene Beziehung entwickelt, ist eher gering. Das wird nur gelingen, wenn beide Seiten sich und die Vergangenheit in radikaler Ehrlichkeit reflektieren und dies zu wahrhaftigen Veränderungen führt; andernfalls werden über kurz oder lang dieselben Probleme wie früher auftauchen (s. Punkt Nr. 3).
Warum es keine falschen Entscheidungen gibt
Nun hast du 9 Tipps an die Hand bekommen, mit denen du die Angst vor einer Trennung bzw. davor, diese irgendwann zu bereuen, auflösen oder zumindest reduzieren kannst.
Doch weißt du, was am Ende die wichtigste Erkenntnis ist, wenn es um falsche Entscheidungen geht? Dass es sie eigentlich gar nicht gibt!
Jede Entscheidung ist in dem Moment, in dem sie getroffen wird, die richtige.
Dafür gibt's zwei Gründe:
Ein fundiertes Urteil über die richtige bzw. falsche Option könntest du nur dann fällen, wenn du beide möglichen Szenarien kennen bzw. auch wissen würdest, wie sich der andere Weg entwickelt hätte. Tust du aber nicht. Vielleicht bildest du dir ein, du könntest es, aber es ist nicht so: niemand kann sagen, was passiert oder nicht passiert wäre. Wie sinnvoll ist es nach dieser Logik also, eine Entscheidung zu bereuen?
Egal, ob du dich zum Gehen oder Bleiben entschließt: du bist den Konsequenzen nicht hilflos ausgeliefert! Auf beiden Wegen bist du deines Glückes Schmied; so oder so liegt es in erster Linie in deiner Hand, was die Zukunft bringt.
In diesem Sinne:
Beurteile eine vergangene Entscheidung nie mit deinem Wissen von heute!
💙liche Grüße aus dem Blauen Sessel
Sandra
💡P.S.: Wenn dir die Angst vor einer falschen Entscheidung den Schlaf raubt, dann schnapp dir die Entscheidungshilfe, mit der du innerhalb von 60 Minuten mehr Klarheit gewinnst als mit jeder Pro- und Contraliste und endlich wieder für ruhigere Nächte sorgst! ➡️Zur 60-Minuten-Entscheidungshilfe bei der Frage 'Trennung ja oder nein?'
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